16. Tag, von Lappudden nach Husum/Mosjöns 90,9 Km

Wir starten in den Tag mit einem Frühstück im Freien. Es war ausreichend warm und begleitet von dem Gefühl "Luft nach oben" zu haben. Man konnte in unserem Wohn-/Schlafgemach ja nicht an allen Stellen aufrecht stehen.


Das Frühstück hat sich inzwischen standardisiert. Es schmeckt, macht aber die Einkaufsaufgabe diskussions- und rechtfertigungsfrei, was auf den Harmoniefaktor im Radelteam einzahlt - kein Stress schon am frühen Morgen! Seit 2 Tagen führen wir auch Honig in einer transportfreundlichen Verpackung im Reisegepäck mit.


Heute hatten wir den Tag, der in etwa die Halbzeit unserer Nordkap-Tour markiert. Wenn das Wetter uns weiterhin so freundlich unterstützt, werden wir das Nordkap in der geplanten Zeit erreichen.


Der Tag war bestimmt von den meisten Höhenmetern der Tour. Die waren aber gar nicht so schlimm, weil sich die Anstiege muskelfreundlicher als befürchtet herausstellten. Auch die viel befahrene E4 hat uns unterstützt: Weniger Prozente gegen mehr Verkehr. Wir hätten alternativ viele Kilometer Umweg fahren müssen bei eher steileren Passagen.

Zweites Bild: Unterwegs trafen wie erneut Stefan aus Freiburg, der ebenfalls Richtung Norden radelt. Es ist schon überraschend  dass man sich bei individueller Fahrweise und auch unterschiedlicher Routengestaltung in einem so großen Land immer wieder trifft. Die Wahrscheinlichkeit eines Treffens erhöht sich aber dadurch, dass wir, und Stefan, meist auf internationalen Fernradwegen radeln. Andere Wege zu nutzen würde inzwischen deutlich anstrengender: Wer unbefestigte Wege und Schotter liebt, hätte aber noch Alternativen. Mit Stefan haben wir u.a. angeregt über unser Projekt "Radeln und Spenden" diskutiert. Das Thema werden wir in unseren Blogs ganz bestimmt noch einmal aufgreifen.


Drittes Bild: Konrad und Wolfgang waren Einkaufen. Wir haben uns dafür einen riesigen Supermarkt ausgesucht. Hans hat dafür 30 Minuten vor dem Supermarkt wartend das Kommen und Gehen anderer Kunden und deren Konsumverhalten analysieren können. Ja, es gibt gewisse Paradoxien in der Gestaltung unserer Radtour, die einfach mitradeln. Sie aufzulösen wäre...zu anstrengend. Deshalb leben wir einfach mit der Aussage von Hans "Für das bisschen Einkauf 30 Minuten?". Zumal ja unser Einkaufszettel bereits standardisiert ist (siehe oben "Frühstück"). Vielleicht gibt es aber auch bei Männern einen tief verborgenen multifaktoriell bestimmten Antrieb mit dem Etikett "Einkaufserlebnis". 


Örnsköldsvik

Man muss bei der Aussprache des Stadtnamens etwas üben. Auch ist der Gebrauch von Ö und O für uns Deutsche gewöhnungsbedürftig, mal abgesehen davon, wie die Worte dann schwedisch korrekt ausgesprochen werden. Örnsköldsvik - jetzt alle noch mal laut wiederholen - hat beim Durchradeln und auf den ersten Blick zweierlei zu bieten: Außergewöhnliche Architektur, der Wohnturm (siehe Bild) ist nur ein Beispiel, und eine Skisprung-Schanze, die fast in der Innenstadt Sport und Einkaufen in eine unmittelbare Nähe rückt. Alpinsport zum Greifen nah und nur wenig über Meereshöhe. Aber: Wir sind ja im hohen Norden und der Hochsommer in Schweden, den wir schon über 14 Tage ununterbrochen genießen können, lässt eine solche Konstellation (für uns) unwirklich erscheinen.


Wo Geht's Lang...?

Orientierung auf 2800km, "Gleichklang" der Handynavigation, aber nicht nur bei dieser Aufgabe  Also ebenfalls gute Voraussetzungen, unser Ziel " Norkap zu erreichen.


Der "Gleichklang" unserer Mobilfunkgeräte hat uns heute zu einem Campingplatz geführt, das idyllischste Plätzchen unserer ganzen bisherigen Tour. Es wäre der Zielpunkt der Etappe gewesen. Leider gab es diesen Platz, ganz am Ende einer langen Straße und an einem wunderschönen See gelegen nicht (mehr). Auch das konnten wir Drei in einem wunderbaren "Gleichklang" feststellen. Manchmal ist Schweigen besser als Diskutieren. Aber es gab Hilfe. Ein paar Hundert-Meter vom nicht vorhandenen Campingplatz entfernt, nagelten gerade 2 Frauen (Mutter und Tochter) auf einem Gerüst stehend an ihrem Häuschen herum (das geht gut bei den schwedischen Holzhäusern). Mutter und Tochter konnten uns gleichlautend einen Weg zu einem 8km entfernten Campingplatz weisen. In dieses harmonische Idyll bei den beiden Schwedinnen passte auch deren schon altersschwacher Hund mit seiner Gefährtin, einer schmusenden Katze. Daraufhin haben wir unter uns Radlern einen Müsliriegel dreigeteilt und sind noch 8km weiter geradelt.


Ridskola

Für Leser, die dem Thema "Sicherheit" nahestehen.


Skeptikern bei so einfachen Themen wie Warnweste, Gehörschutz, Kopfschutz...tragen oder Absicherung von Baustellen/Arbeitsstellen etc. sei eine Reise nach Schweden empfohlen.


Geht doch...


Ostsee

..oder was man davon manchmal sehen kann.

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Kommentare: 6
  • #1

    Birgit (Sonntag, 18 Juni 2023 09:30)

    Soooo schön und lustig geschrieben!
    Herzlichen Glückwunsch zur "Halbzeit"! Ihr seid großartig! Weiterhin viel Glück, Gleichklang und pannen- und unfallfreie Tour!

  • #2

    Uschi (Sonntag, 18 Juni 2023)

    Jetzt begleite ich euch schon so viele Tage, es ist einfach wahnsinnig interessant. Und im Hinterkopf habe ich meinen geliebten Fitze, der diese Tour ca. 1958 mit einer Quickly und 100 Mark in der Tasche von Weinheim aus gemacht hat. Da wurde kaum eingekauft und geschlafen haben sie im Wald (oder in der Natur) unter einer Zeltplane !! Morgen geht meine Irland Reise los ! Aber auch dort gibt es Internet. Alles Gute für die zweite Hälfte ! Kommt gesund und munter an !

  • #3

    Herbert (Sonntag, 18 Juni 2023 14:28)

    ... am 7. Tag der Woche sollst du ruhn oder aber 100km mit dem Fahrrad tun ...
    Ihr seid einfach unverbesserlich und 150%ig zielorientiert (sorry für die kurze Reminiszenz an den beruflichen Alltag, grins). Vergesst nicht das Bad in der Ostsee und ab und zu die Pflege eurer Muskeln!
    Weiterhin viel Spass und gute Erfahrungen auf eurer Tour!

  • #4

    Hubi (Sonntag, 18 Juni 2023 14:30)

    Zunächst einmal möchten wir Euch einen hoffentlich angenehmen Reisesonntag wünschen! Das bringt Carolines Frage auf, ob Ihr denn auf Eurer Reise Rasttag(e) eingeplant habt und wenn ja wo und wann?
    Bei mir hingegen regt der einkaufstechnische Aspekt im heutigen Blogeintrag Fragen nach der kulinarischen Ausgestaltung Euerer Tour an. Wir durften ja bildlich bereits an den ‘Penne a la Gorgonzola’ teilhaben. Was habt Ihr (oder hauptsächlich Konrad?) sonst so gezaubert - oder zaubern lassen? Habt Ihr Euch an der schwedischen Küche versucht? Frischen Fisch mit Honig-Dill Sauce? Frischen Gravlachs mit schwedischem Knäckebrot? Feuertopf Texas?? (grins mit Gruss an Siggi)

    Die Supermarktepisode hat mich amüsiert! Einerseits weil mein Mitgefühl hier eindeutig Hans gehört (wer je meine liebe Frau und deren Mutter zum Einkaufsbummel begleiten durfte wird verstehen) andererseits weil ich mir gerade Wolfgang und Konrad beim ‘Einkaufserlebnis’ vorstelle (“…boah ey, guck mal hier…!!”). Die grossen Läden haben natürlich den grossen Vorteil allen Dagat auch die meiste Zeit oppet zu sein! Klaro.

    Danke auch für das Schlaglicht auf die sicherheitstechnischen Aspekt der schwedischen Gesellschaft. So wurde Dir - Wolfgang - wohl auch die quälende Frage beantwortet, warum Dein schwedischer BASF Kollege wohl in den Meetings immer so extrem entspannt gewesen war!

    Gute Reise und niedrige Steigungsprozente wünschen
    Hubi & Caroline

  • #5

    Angelika aus LA (Sonntag, 18 Juni 2023 16:11)

    Schönen Sonntag Ihr 3 Helden,

    ich habe noch zwei deutsche Ohrwürmer für Euch zum Nachhören heute bei Feierabend:

    1. Max Raabe: „Fahrrad fahr‘n“

    und natürlich

    2. Die Prinzen: und ihr über 30 Jahre alter Hit „Mein Fahrrad“

    Drücke weiter beide Daumen und freue mich jeden Morgen auf Eure Neuigkeiten!
    ♥️
    A.

  • #6

    Stefan (Sonntag, 18 Juni 2023 22:59)

    Guten Abend Jungs,
    gratuliere zur 1/2 Zeit, ist doch super nur noch die andere Hälfte. Mit Euerm Radeln und Kämpfen motiviert Ihr mich richtig !!!
    Haltet durch, egal was kommt, weiter so !!