18. Tag, von Norrmjöle nach Ånäset, 96,2 Km

Heute lief es richtig gut: 96km. Dazu hat ein freundlicher Wind beigetragen, der uns sogar die 30km Schotterpiste etwas "geglättet" hat. Ein rundum schöner Radeltag. Sonne, Wärme, blauer Himmel sind uns nach 18 Radeltagen fast schon selbstverständlich geworden. 


Das Etappenziel haben wir auf dem Jufta Campingplatz erreicht, der gut eingerichtet ist, aber aufgrund der Vorsaison (los geht's erst so richtig an Midsommar) noch wenig frequentiert war, auch das Restaurant hatte geschlossen. Der Chef bot trotzdem an, uns Essen zuzubereiten: Pizza, äußerst reichhaltig. Heute Abend haben wir auf unseren üblichen Nachtisch (s. Blog von gestern) verzichtet. Die Köttbullar gab's, von Konrad als Abendessen arrangiert schon vorgestern (Danke für den Vorschlag von Gabi und Hans-Jürgen).


Und wir haben Paulette (Danke an Hubi für den Kommentar zum gestrigen Blog) getroffen, die heute morgen gegen 10:30 Uhr eine Schwedin war und im Bikini durch Umeå geradelt ist. Beinahe hätten wir sie übersehen, äh überradelt. Konrad meinte "Das ist ja so Siebziger". Könnte passen, sie war ungefähr in unserem Alter.


Auch Stefan aus Freiburg hat sich wieder zu uns gesellt. Er hat heute Abend sein Zelt fast neben unserer Hütte aufbauen können. Großes-kleines Schweden!


Not-op

Wir mussten mittlerweile auch eine Notfall-OP durchführen: Zeckenentfernung aus Konrads Oberschenkel. Aufgrund möglicherweise juristischer Nachwirkungen geben wir hier den vollständigen OP-Ablauf wieder:


- OP-Leuchte mit vollständig aufgeladenem Handy-Akku

- Vorbehandlung der Eingriffsfläche: Sichtbehinderung entfernt

- Präzisions-Pinzette aus Chirurgenstahl aus dem Aldi-Erste-Hilfe-Komplett-Set

- Eingriff (unter Zeugen), Entnahme von Körpermaterial

- Fachmännische Wundbehandlung, Desinfektion und Abdecken der Wundfläche

- Analyse des entnommenen Körpermaterials


...es war keine Zecke. Konrad hat nun ein Haar weniger 😕.


Ersthelfer müssen halt helfen...


"Alter Schwede!!!"

Genauer: 3 junge Schweden haben uns jeweils einen Kaffee geschenkt, den sie eigentlich verkaufen wollten. "Alter Schwede!"


Der Reihe nach: wir haben auf unserer heutigen Etappe nach gut 60km einen Badplats aufgesucht, den uns ein paar Kilometer zuvor ein freundlicher Traktorfahrer empfohlen hatte, dort gäbe es auch Eis. Das beschleunigt meist fast immer unser Vorankommen. An diesem Badplats hatten 3 Jungen einen Verkaufstand aufgebaut, an dem sie Kaffee, Dosenbier und 3 Sorten Eis am Stil verkaufen wollten. Selbstgefertigte Preisschilder... Ein Erwachsener (Vater?) war auch dabei. Konrad fragte gleich, ob wir einen Kaffee bekommen könnten, im Anschluss an sein Bad im See. Leider waren die Jungs (noch) nicht so digital - es ging nur Bargeld - deshalb von unserer Seite ein sehr freundliches "Sorry". Konrad ging Baden, stieg dann aus den Fluten, als der Erwachsene zu uns kam und uns informierte, dass die Jungs beschlossen hätten, uns den Kaffee zu schenken (die Jungs selbst haderten wohl noch etwas mit ihrem Englisch). So kamen wir zu einem klasse Bild (Danke an den Vater)  zu Kaffee und zu einem Eis, das wir im Gegenzug für einen Euro-Schein eintauschten. "ALTER SCHWEDE !


Umeå

Umeå, quirlige, moderne, schöne Stadt (soweit wir das beim Durchradeln beurteilen konnten). Jedenfalls gab es breite Radwege, ein richtiges Radwegenetz mit "Kreuzungen", Straßenunterführungen, Wegweisern, auch hier moderne Architektur, Parks und - zu unserer Überraschung - auch Warmduscher (siehe erstes Bild). Wem das hier angesprochene Thema "Warmduscher" fremd ist, kann gerne noch einmal die Blogs 2 und 3 unserer Nordkap-Radel-Spenden-Tour nachlesen.


Umeå hat ca. 90.000 Einwohner, ist also im Gegensatz zu dem, was wir in den letzten Tagen an Häuser- und Menschenansammlungen gesehen haben, eine Großstadt.


In Umeå wurde gerade der Sommer aufgebaut (Bild 2), indem Parkbänke auf der Uferpromenade plaziert wurden. Umeå liegt an der Mündung des Flusses Ume älv.


Und 3 weitere Bilder aus Umeå.


Lupinenstrassen...

Das Thema "Lupinen" durchzieht unsere Blogs, wie ein Blütenband in blau/lila, rosa und weiß. Es gibt sie massenhaft! Der Grund es noch einmal aufzugreifen: Gestern hat Konrad 2 Frauen am Straßenrand vor ihrem Grundstück gesehen, die dabei waren, die dort blühenden Lupinen auszureißen. Darauf angesprochen, warum sie das tun, berichteten die Beiden, dass sie die Lupinen an der weiteren Ausbreitung hindern wollten. Mal abgesehen davon, dass dieses Unterfangen angesichts der unglaublichen Menge an Lupinen aberwitzig anmutete, hat es uns doch zum Nachdenken und Nachlesen angeregt: Die Lupine ist eine invasive Art in Schweden, die zunehmend heimische Blühpflanzen verdrängt. Deshalb gibt es im Schweden schon Überlegungen/Maßnahmen die Ausbreitung von Lupinen zu begrenzen. Ob das Ausreißen der Lupinen durch die beiden Frauen zu diesen Maßnahmen gehört, bleibt ungeklärt.

Wir haben uns entschlosse, das Bild einer blühenden Wollgras-Wiese einzustellen.

Einer von Hunderten...
Einer von Hunderten...

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Kommentare: 9
  • #1

    Herbert (Dienstag, 20 Juni 2023 09:48)

    Guten Morgen ihr Drei! Das Kommunizieren über die Kommentarfunktion eures Reiseblogs hat mich irgendwie süchtig gemacht, da mit jedem eurer Einträge zusammen mit den Kommentaren der Mitlesenden sich das Radtour-Schwedenpuzzle in meinem Kopf komplettiert. Super Kopfkino! Interessehalber habe ich mir mal die Reststrecke bis zum Nordkap angesehen, damit ich eure Leistung auch richtig würdigen kann. Nach meiner Navigation (BRouter) habt ihr noch 1208km Distanz vor euch mit aufsummierten 4272 Höhenmeter. Mein offline Navigator sagt auch, dass man diese Strecke in 64 Stunden bewältigen kann. Das ist doch mal ein "benchmark" an dem ihr euch messen könnt (grins).
    Noch ein Wort zum Thema Lupinen und invasive Flora in Schweden. Vielleicht könnt ihr auf euren Wegen ja ein paar der Lupinen einfach unter die Räder nehmen (d.h. plattfahren) und so euren Umweltbeitrag leisten zum Erhalt der originären schwedische Pflanzenwelt. Ich gehe auch nachher nach draußen und reiße die Lupinen auf unserem Grundstück raus (grins).

  • #2

    Gabi und Hans-Jürgen (Dienstag, 20 Juni 2023 10:50)

    .......und heute zum Kaffee ein paar Kanelbullar( Zimtschnecken)......gibt unheimlich Kraft in den Wadeln....

  • #3

    Karcher Barbara (Dienstag, 20 Juni 2023 13:32)

    Bevor Lupinen überfahren werden, bitte Samen mitbringen. Ihr wollt doch nicht wegen Tötung im Knast sitzen. (grins). Wünsche auf euerem weiteren strampeln für einen guten Zweck alles erdenklich Gute. Allzeit gute Fahrt. Wer noch nicht gespendet hat....Es ist für uns eine Kleinigkeit. Die 3 Jungs müssen da mehr leisten. Viel Erfolg in jeder Hinsicht. LG aus dem Badischen

  • #4

    Hubi (Dienstag, 20 Juni 2023 14:23)

    Wie schön zu lesen, dass die Welt Euch drei Abenteurern offensichtlich weiterhin freundlich gesonnen ist - : Kaffee umsonst (fer umme’ wie der Mannheimer wohl sagt) von 3 knallharten Geschäftstypen, Pizza trotz Ruhetag, Rückenwind, …..
    Auch schön zu sehen, wie sich der kleine blaue Punkt auf der Karte langsam aber stetig weiter nach Norden bewegt (vgl. Achilles und die Schildkröte).
    Noch schöner zu lesen, der atemberaubend spannende Ablauf der Notfall-OP an Konrad. Schon der wundersame Begriff ‘Chirurgenstahl’ lässt Ahnungen von blitzenden Leuchten, weissen Kacheln, grünen Amplituden auf schwarzen Monitoren, zügig huschenden, maskierten Medizinern und dem Geruch von Lysol aufkommen!
    Am schönsten aber zu sehen (und das als kleine Ergänzung zu meiner gestrigen Aufzählung persönlichkeitsverändernder Merkmale des Radelns), dass Radfahren nicht nur fitter, sondern - wie ein kurzer Blick auf’s Spendenkonto beweist - auch finanziell erfolgreicher macht! 6125 Euro erkurbelt! Gratuliere, alle Achtung!!

    Und hier noch eine Bildunterschrift für das dritte Bild in der Serie ‘Lupinenstrassen…’: ‘Harter Typ mit weicher Blume’.
    Keep on Rockin’!

    Hubi & Caroline

  • #5

    Martina aus Neckarau (Dienstag, 20 Juni 2023 14:40)

    Hallo ihr Drei,
    heute möchte ich mich auch mal zu Wort melden. So viel habe ich schon von euren Berichten profitiert. Es ist höchste Zeit, dass ich meine Wertschätzung eurer Leistung gegenüber an dieser Stelle zum Ausdruck bringe. Ihr seid - wie es Hans Rosenthal formuliert hätte - Spitze!! Ganz besonders gefallen mir die Zusammenfassungen des Tages. Heute habe ich mich köstlich über den Ersthelfer-Einsatz amüsiert.
    Ich wünsche euch noch viel Freude miteinander und weiterhin nette Menschen am Wegesrand.

  • #6

    Gertrud Binder (Dienstag, 20 Juni 2023 19:57)

    Alter Schwede da habt ihr euch was vorgenommen.Die Kurz OP wird Konrad locker überstehen.Wünsche euch weiterhin gewogenes Wetter und keine unerwartete Überraschungen.

  • #7

    Annemie und Angelika aus Ndb. (Dienstag, 20 Juni 2023 21:32)

    Am Abend des heute schon 19. Tages eurer Radltour ziehen wir unsere Chapeaux �� vor Eurer Leistung und gratulieren zu Eurer guten Laune. Keep Rolling auf den nächsten Etappen!
    Möge die mobile Tastatur für Wolfgang morgen -wie geplant- im Hotel sein und das Verfassen der zukünftigen tollen Tagesberichte verkürzen und erleichtern.
    Wir sind schon ganz gespannt auf das neue Spenden-Update!
    Beste Grüße und Hallo aus LA
    A. und A.




  • #8

    Siggi (Dienstag, 20 Juni 2023 23:04)

    Einfach nur köstlich euer OP-Bericht. Wir haben uns gekugelt über eure genaue Schilderung des Ablaufs und den "falschen Alarm".
    Euch weiterhin einen gnädig gestimmten Wettergott, traumhafte Landschaften und gut gefüllte Reifen und Teller - Keep on driving.

  • #9

    Daniele aus W (Mittwoch, 21 Juni 2023 08:18)

    Respekt Ihr Buben!! Eure wunderschöne Berichte machen richtig Lust. Konrad, wir könnten uns eine Art Pizza-Beratung Tour überlegen �. Weiterhin viel Spaß und Kette Rechts!!!