19. Tag, von Ånäset nach Byske, 98,9 Km

Heute lief es wieder richtig rund. Fast 100 Kilometer sind wir heute nordwärts vorangekommen. Und wir haben - endlich - die Ostsee gesehen (,mal abgesehen vom Hafen in Sundsvall), obwohl wir nun schon seit 5 Tagen den Küstenradweg entlang radeln. Byske, ein Ferienort an der Ostsee ist unser heutiges Ziel, und wenn schon Ferienort an der Ostsee, dann hat er auch einen Sandstrand.


Beim Start in Åneset hat Stefan aus Freiburg noch ein Foto von uns gemacht, bevor wir uns mal wieder voneinander verabschiedet haben. Mal sehen, wann sich unsere Radwege erneut kreuzen.


Heute auch wieder Schotter als Straßenbelag, insgesamt so ca. 23km. Man kann sich sogar etwas daran gewöhnen, besonders wenn es Stellen gibt, wo der Schotter festgefahren und gut verdichtet ist. Insgesamt hat uns das Navigationsprogramm etwa 160km losen Untergrund für die Gesamtstrecke bis zum Nordkap vorausgesagt. Dann hätten wir mit heute ja schon ein wesentliches Stück geschafft. Aber wir können das noch nicht wirklich glauben.

Start in Ånäset
Start in Ånäset

Show Me The Way To The Next Coffee Bar*

Oh, don't ask why


Es gibt Stunden am Tag, da verändert sich die Wahrnehmung. Glaubt man selbst immerzu, seine Umwelt objektiv wahrzunehmen (was objektiv gesehen schon eine Täuschung ist), so gibt es zusätzlich Wahrnehmungsverschiebungen, die - objektiv analysiert- mit Entzug, Geschmacksprägung und positiver Wirksamkeitserwartung in Verbindung stehen: Die Wahrnehmung zur Kaffeestunde. Hinweise auf Ausgabestellen von Kaffee werden häufiger gesehen, Schilder mit der Buchstabenfolge "Ca" gefolgt von "fe" lösen verstärkte Kopf- und Augenbewegung aus und werden in ihrer Größe überschätzt.


19 Tage Fahrrad-Spenden-Tour, 19 Tage wiederholt auftretendes Verhalten. Wir haben uns heute die geniale Kombination von Kanelbullar (Zimtschnecken) und Cappuccino gegönnt (Danke für die Empfehlung von Gabi und Hans-Jürgen), im Straßen Cafe des Espresso House von Skeleffteå. Danach war wieder die volle Konzentration auf den Rest der Etappe möglich.


* in Anlehnung an "Alabama-Song" von Bertold Brecht/Kurt Weill, in der Coverversion von The Doors.

3x Cappuccino, 3x Kanelbullar. Passt


Das Meer

Das Meer - die Ostsee - endlich.


Direkt nach Ankunft an unserem Etappenziel sind wir an den Strand gegangen. Der war zu Fuß gerade mal max. 2 Minuten von der Airbnb-Wohnung, die wir uns heute ausgesucht haben, entfernt. Britt, die Vermieterin, ist gleich mitgegangen.


Das Wasser in Strandnähe war ca. 20/21°C warm, was Britt durch einen mitgenommen Thermometer festgestellt hat. Objektiv gemessene Temperatur und subjektives Wärmeempfinden müssen ja nicht übereinstimmen. Aber auch: Das Wärmeempfinden ändert sich nicht, nur weil wir die gemessene Temperatur wissen (ist bestimmt schon Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen). Bei mir (Wolfgang) ändert es sich jedenfalls nicht.


Konrad und Hans sind mit Anlauf in die Ostsee gegangen. Das Foto (unten) entstand vor dem Baden. Man beachte hier die super strandtaugliche Vorbräunung, die sich besonders an den Beinen zeigt.


Verschiedenes

Bild 1: Uffbasse, do spille Kinna! (In der Übersetzung von Hans)


Bild 2: Traktor versenkt (auf dem Spezial-Minigolfplatz des Campingplatzes in Ånäset)


Bild 3: Loppis - Flohmarkt. Die Verkaufsstelle ist öppet, wie man unmissverständlich sehen kann. Beim Ansinnen einer Verkaufstransaktion muss man dann am Haus des Verkäufers klingeln, oder laut rufen.


Bild 4: Pause in Skeleffteå - Mal die Beine hochlegen 


Bild 5: Wir radeln in Byske ein - die letzten "Meter"


Bild 6 und 7: Unser Abenessen im Strandrestaurant von Byske (es ist der letzte Tag der Vorsaison): 2x Fish and Chips, 1x Pasta Alfredo.


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Kommentare: 5
  • #1

    Stefan aus Freiburg (Mittwoch, 21 Juni 2023 08:02)

    Hallo Söhne Mannheims,
    natürlich bin ich gestern abend 'zufällig' auch in Byske gelandet. Ich habe kurz vorher noch Paul aus Heidelberg getroffen. Wir haben dann die Stuka am Ende des Flusses auf dem Damm eingenommen.
    Euch noch eine gute Fahrt ...

  • #2

    Gabi und Hans-Jürgen (Mittwoch, 21 Juni 2023 08:13)

    Wir können es morgens kaum erwarten, den Tourbericht. Nach den kulinarischen Empfehlungen heute Musikvorschläge:
    Johan Helmich Roman, Vater der schwedischen Musik. 1694 - 1758......danach ABBA, gute Fahrt !

  • #3

    Herbert (Mittwoch, 21 Juni 2023 09:08)

    ich hatte es schon auf der Zunge oder auf meinen Fingern und nun ist es doch passiert. Nach einigen Ausfügen in die Musikgeschichte und subjektiv guten Vorschlägen für die Schweden Playlist kam nach 19 Tagen nun doch der Vorschlag zu Liedern von der schwedischen Popband mit 4 Buchstaben. "Abba" so was muss doch nicht sein (grins). Diese Aussage sei mir verziehen und ich toleriere fast jeglichen individuellen Musikgeschmack. Ich hätte mit diesem Vorschlag aus der großen Fan Gemeinde von Nordkap-194 aber bereits schon in den ersten Tagen der Tour gerechnet...
    Beim Ausdruck "Alter Schwede" sind mir als "hypersensibilisertem traumatisch belasteten genderdiskussions Individuum" Zweifel entstanden, ob man diesen Ausdruck öffentlich überhaupt noch als diskrimierungsfrei bezeichnen und verwenden darf.... Achtung: dieses Thema bitte nicht weiter vertiefen und einfach nur weiterhin respektvoll mit allen Mitmenschen (und der Flora und Fauna) umgehen.
    Zum Essen habe ich auch noch einen kleinen Nachschlag, sozusagen als Dessert zu euren immer opulenteren und geschmacklich fein abgestimmten Dinner Kompositionen (fish & chips ist wirklich ein Highlight, zumindest wurden sie nicht in einer fettigen Papiertüte und mit durchgeweichten Fritten wie im königlichen England serviert). Die Köttbullars sind eigentlich kein schwedisches Nationalgericht wie uns die Marketingabteilung eines schwedischen Selbstbau Möbelanbieters weismachen will. Die Köttbullars stammen ursprünglich aus der Türkei und wurden nach Schweden importiert und dort leicht verändert. Zu den echten schwedischen Highlights zählen "Surströmming" oder auch "Prinsesstårta". Beide Gericht sind ein Muß für eure Tour durch Schweden. Konrad wird mir dies hoffentlich bestätigen und dann auch die beiden Mitreisenden von diesen Gourmet Gerichten überzeugen.
    Lasst euch die Laune nicht verderben und macht weiter Kilometer. Das Ziel rückt von Tag zu Tag näher!

  • #4

    Rainer (Mittwoch, 21 Juni 2023 09:43)

    Hallo Ihr 3

    Wir wünschen Euch alles Gute für den längsten Tag Eurer Tour - zumindest was die Stunden Tageslicht und evtl. auch Sonnenstrahlen angeht und natürlich ein „Glad Midsommar“!
    Sicher findet Ihr am Fr. und Sa. einen schönen Ort, Zeltplatz o.ä. findet, um an den Mittsommer-Feierlichkeiten teilnehmen zu können. https://www.schwedentipps.se/mittsommer/ Vielleicht habt Ihr ja sogar die Gelegenheit, mit Euren Rädern laut klingelnd und mit Blumenkranz im Haar (?) um einen Mittsommer-Baum herum zu radeln…

    Mit großem Genuss lese ich jeden Morgen Eure vielseitigen Reise-Impressionen und verfolge mit dem Finger auf der Landkarte (heute natürlich auf dem PC) Eure Reiseroute. Ganz herzlichen Dank dafür!
    Für das letzte Drittel (das sollte nun wohl bald anbrechen) weiterhin gutes Wetter und verlässliche Drahtesel.

    Lasst es Euch weiterhin gut gehen und herzliche Grüße
    Rainer und Susanne

  • #5

    Hubi (Mittwoch, 21 Juni 2023 15:41)

    Ich muss mich Herberts früherem Kommentar anschliessen: ich glaub’ ich bin auch blogsüchtig geworden. Gratuliere zu einer weiteren erfolgreichen Etappe! - Euer Bräunungsmuster wird hierzulande übrigens als ’Bikers-Tan’ bezeichnet.

    Der blaue Punkt wandert zügig weiter und es fühlt sich irgendwie an, als ob Ihr schneller werdet! Womit ich Wolfgang für den kleinen Ausflug in die praktische Wahrnehmungspsychologie danken möchte. Und da liesse sich die plötzlich überdeutliche optische Präsenz von Kaffeehäusern, oder die objektive Badetemperatur noch auf das Raum-/Zeitempfinden ausweiten: die blosse Kenntnis von Streckenkilometern sagt einerseits noch wenig über die empfundene Entfernung aus (so können sich die berühmten letzten Meter ja oft sehr in die Länge strecken). Andererseits trägt dieses Phänomen aber in der zweiten Hälfte der Tour (hoffentlich), zu einer gewissen Beschwingtheit beim Betrachten der verbleibenden Kilometer bei! Und ausserdem ist heute Mittwoch (‘Hump Day’), das Belohnungsbier schmeckt immer am besten, usw. usf.…..!

    Und da wir uns gerade in Assoziationsketten geschlagen haben und da Ånäset sich für den Nicht-Schweden irgendwie wie Anisette liest und das bekanntlich französisch ist und uns das Bild der Ostsee so gut gefallen hat, lassen wir unseren Blick in die Ferne schweifen und hören wir uns erst mal 'La Mer' von Charles Trenet an.

    Happy Hump Day und weiterhin gute Fahrt!
    Hubi & Caroline