24. Tag, von Pello nach Ylläsjärvi, 103 km

Wie auch am Tag zuvor kommen wir gut voran. Berge, angedeutet im Höhenprofil werden zu Scheinriesen (Tur Tur). Wie rätseln beim Lesen der Strassenschilder oder Buchstabenfolgen, die uns oder andere auf irgendetwas hinweisen wollen. Amüsant sind die häufig anzutreffenden Verdopplungen von Buchstaben, und das nicht nur einmal pro Wort. Für uns in dieser Sprache Ungeübte, ist das Lesen und Aussprechen dieser Worte ohne Knoten in der Zunge meist unmöglich. Aber wie in Schweden, auch hier kommt man mit Englisch ganz gut weiter.


Leider können wir an dieser Stelle heute keine weiteren Bilder einstellen, weil wir keinen WLAN-Zugang haben uns sich sie Übertragung der Bilder über andere Übertragungsformen momentan als zu aufwendig darstellt. Die Bilder werden nachgeliefert.


Noch eine Beobachtung und eine Information:


Heute kam uns ein Radler entgegen, ein Mann mittleren Alters. Eine Reiseradler, so wie wir uns momentan auch bezeichnen würden. Auffällig: Der hatte nicht nur seine "3ZKB-Einrichtung" dabei, sondern auch einen großen Hund im Kinderanhänger. Da wird man blass, wenn man an sein eigenes Reisepäck und die Folgen für Oberschenkel und Wade denkt.


Wie schmeckt Rentierkäse? Das war die Frage im Kommentar von Jürgen und Usch. Unsere Antwort (mit dem Kompetenzschwergewicht Konrad): Nach nichts. Ist so ähnlich wie Mozzarella. Erst in der Kombination mit anderen Zutaten wird's interessant.

Unser Abendessen: unfinnisch, Burger


Fahrrad-Service

Bei der Wortkombination "Fahrrad " und "Panne" werden die meisten an Reifen ohne Luft denken. Ist irgendwie naheliegend, haben das die meisten radelnden Menschen doch irgendwann in ihrem Radelleben schon einmal erlebt. Wir haben genügend Flickzeug dabei, aber noch keine solche Panne bei unserer Tour erlitten. Jetzt müsste man mit einem Hauch von Aberglauben auf Holz klopfen (was es hier zahlreich gibt), oder ganz leise sprechen, oder... Wir vertrauen auf irgendeinen Zauber, dass wir keinen Platten flicken müssen, wenn wir gerade auf einer Hauptverkehrsstrasse unterwegs sind, oder in einem Tunnel, wenn es in Strömen regnet und dabei kalt ist, oder dunkel (ach ja, kommt ja hier nicht mehr vor).


Eine größere Panne gab es ja bereits in den ersten Tagen unserer Tour: das defekte Fahrrad ist durch ein neues ersetzt, was bis jetzt ohne Panne fährt, das alte Rad zurück in Deutschland.


Ein loser Kettenschutz war bisher die zweite "Panne", die eine Reparaturmaßnahme erforderte. War aber alles mit Bordwerkzeug zu erledigen: mir Klebeband und einer Schraube, die wir nach langer Überlegung doch noch ins Reisegepäck  eingepackt hatten. Jetzt kann man spekulieren, ob die "Panne" mit dem losen Kettenschutz gerade deshalb entstanden ist, weil wir Schrauben mitgenommen haben... da ist er wieder, der Hauch von Aberglauben.


Mitgenommen hat Hans seine Zahnbürste. Ein Gegenstand, der bezüglich eine Mitnahme auf Radtouren, aber auch generell für Reisen, eigentlich nicht diskutiert werden muss. Hans benutzt seine Zahnbürste zur Pflege unserer Fahrradketten, was eine wirklich gute Maßnahme vor dem Auftragen von Kettenfett ist. Und: Ein Kettenservice ist eine notwendige und wirklich hilfreiche Sache auf so einer langen Tour. Je nach Straßenbedingungen (Schotterstrecken kommen immer mal wieder vor) werden unsere Ketten schon nach 300km zahngebürstet und mir frischen Kettenfett versehen. Dann läufts geschmiert (nicht: wie geschmiert). Man merkt's wirklich.


Ergänzung: Hans hat noch eine zweite Zahnbürste in seinem Reisegepäck 😁.



Nochmals SCHNAKEN Umd Ihre Verwandten

Das Schnakenthema hatten wir ja bereits. Es ist also nichts Neues, wenn wir schreiben: Diese Plagegeister sind allgegenwärtig und gehen meist in Scharen voll auf Angriff. Nobite als Abwehrmittel hilft etwas, muss aber immer wieder aufgetragen werden.


Es gibt aber noch ein Insekt, dass uns, im Plural auftretend, umschwirrt "wie Motten das Licht". Und, auf unbedeckten Körperstellen gelandet, auch zubeißt. Siehe Bild (seltener Aufnahme  denn dieses Insekt lässt sich ungern fotografieren, es sei denn, dass es gerade zusticht). Hans hat es im Bildabgleich als schwedische Pferdebremse identifiziert, die es auch, etwas kleiner und grauer, als Pedant in Finnland als finnische Rinderbremse gibt. Falls Hans mit seiner Bestimmungsaktion falsch liegen sollte, weil es versierte Insektenexperten unter den Lesern gibt... dann ist uns das mal jetzt egal: hier zählt nicht der Name, sondern die Wirkung.


Experimentalerfahrung: Schnaken haben während des Radeln keine Chance. Die schaffen es nicht beim Radeln mitzuhalten. Tröstlich, solange man in Bewegung ist. Bei den Pferde-/Rinderbremsen ist das anders. Die schaffen durchaus 20 km/h, zumindest eine ganze Weile, bevor sie dann das radelnde Futter Kolleginnen überlassen. Allerdings bleibt deren Landeanflug beim Radeln schwierig. Trotzdem ist Aufmerksamkeit gefordert. Und von diesen dicken Brummern (sind etwas größer als Wespen) umschwirrt zu werden: unangenehm!


Was auch auffällt: Die Pferde-/Rinderbremsen scheinen von der Farbe Rot angezogen zu werden. Eine Beobachtung, die sich daraus ableitet, dass wir farblich deutlich unterschiedliche Packtaschen haben. Die Ausstattung von Hans ist blau, Konrad hat überwiegend grün, meine (Wolfgang) ist komplett in Rot. Die Mehrzahl dieser Insekten kreist nach Angaben meiner Mitradler also um mich herum. Das hat natürlich einen Vorteil für Hans und Konrad. Experimentell noch nicht geklärt (weil mit Schmerzen verbunden) ist, ob das attraktive Moment aus Sicht der Bremsen tatsächlich meine roten Packtaschen sind 🤔.


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Kommentare: 6
  • #1

    Uli und Ingrid (Montag, 26 Juni 2023 08:23)

    Auch wir lesen jeden Morgen gespannt euern Reisebericht und denken jeden Tag mehrfach an euch. Die Idee eines Kommentators, pro Schnakenstich eine Zusatzspende zu leisten, ergänzen wir um einen weiteren Spendenaufruf: Wolfgangs Reiseberichte sind auf jeden Fall auch eine Zusatzspende wert. Wir beginnen mal direkt damit. Auch wir bewundern den Elan und die Konzentrationsfähigkeit, nach einem anstrengenden Radeltag noch so ausführlich und interessant schreiben zu können. Große Klasse Wolfgang!!
    Toi,toi,toi für die letzten Etappen, wenig Ärger mit dem fliegenden Viehzeug, keine Pannen und beste Gesundheit wünschen euch Uli und Ingrid

  • #2

    Karcher Barbara (Montag, 26 Juni 2023 08:23)

    Das mit den lästigen insekten ist schon ätzend. Da ihr gerne Kaffee trinkt, könntet ihr euch vl mal mit diesem einreiben. Zumindest hilft angezünderter Kaffeesatz gegen die Viecher. Wünsche euch noch eine pannenlose Fahrt. Das Ziel ist nah

  • #3

    Gabi und Hans-Jürgen (Montag, 26 Juni 2023 09:23)

    Euer morgendlicher Reisebericht ist uns mittlerweile wichtiger als die Tageszeitung....also bitte, wann geht es nach dem Nordkapp wohin weiter ?�� Noch eine eindrucksvolle Resttour ohne Panne. Die Idee einer Zusatzspende pro Schnakenstich finden wir super......

  • #4

    Hubi (Montag, 26 Juni 2023 14:48)

    Das Ziel rückt näher! Hohen Respekt Euch Dreien vor Eurem Kampfgeist und Wolfgangs eiserner Disziplin dabei, uns an Eurem Abenteuer täglich teilhaben zu lassen!! Und wir nehmen Teil - bis hin zu den Mordgelüsten an den neuesten, geflügelten Reisegefährten. Wie man so sagt: “…das gefährlichste an der Safari sind nicht die Löwen…”
    Herrlich, der ‘Hauch von Aberglauben’ beim inneren Sinnstiftungsprozess glücklicher Umstände! Völlig rational! Beweist doch die (zweite!) Zahnbürste im Radlergepäck, wie vieles auf der Welt irgendwie wunderbar miteinander verbunden ist!

    Noch eine Anmerkung zu Wolfgangs Beobachtung zur finnischen Sprache und meinem gestrigen Blogkommentar: kurios fand ich es auch auf einer Finnlandreise, dass der Sprachklang dieser etwas verwirrenden nördlichen Buchstabensuppe fast ein wenig an den italienischen Sprachgesang erinnert.

    Um die Dramatik der finnischen Wildnis (samt Bremsen) heute musikalisch zu unterstreichen, empfehlen wir (allerdings nur wenn Ihr ein schnaken/bremsenfreies Plätzchen erhascht) den ersten Satz der ‘Finlandia’ des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius.

    Bremsenmordende Grüsse an Euch Drei

    Hubi & Caroline

  • #5

    Anna, gerade bei Stefan (Montag, 26 Juni 2023 23:16)

    Gerade hat Stefan mir sein Leid geklagt bezüglich der Spinnennetze an seiner strahlend weissen Hauswand. Ich musste schmunzeln wegen eurer Kettenbürste, da Stefan demnächst auch mit einer Bürste ( allerdings viel grösser und knallrot) an seiner Wand hantieren wird. Jedoch fettfrei… das Ding heißt Staubbiene! und wurde von der Wirtin des Gasthauses Rebstock wortreich empfohlen. Sie war damit um 22.30 Uhr gerade in Aktion, da man um diese Nachtzeit die Spinnen wohl am besten jagen kann.
    Für diejenigen die auch solche Aktionen starten möchten, hier der Link: https://www.amazon.de/Staubbiene-Teleskopstiel-Wand-Deckenbesen-N%C3%B6lle/dp/B00QCKL7LI/ref=asc_df_B00QCKL7LI/?tag=googshopde-21&linkCode=df0&hvadid=344377150986&hvpos=&hvnetw=g&hvrand=11316383538714475100&hvpone=&hvptwo=&hvqmt=&hvdev=m&hvdvcmdl=&hvlocint=&hvlocphy=1004363&hvtargid=pla-702607757205&psc=1&th=1&psc=1&tag=&ref=&adgrpid=69639025336&hvpone=&hvptwo=&hvadid=344377150986&hvpos=&hvnetw=g&hvrand=11316383538714475100&hvqmt=&hvdev=m&hvdvcmdl=&hvlocint=&hvlocphy=1004363&hvtargid=pla-702607757205

    Also hier wie da, Insekten und Bürsten in unterschiedlicher Ausführung. Ich wünsche euch eine störungsfreie Weiterfahrt!
    Ihr habt meine Anerkennung! Es grüßen eure Bewunderer Stefan und Anna aus einem Hinterhof in Oppenau

  • #6

    Stefan gerade neben Anna sitzend... (Montag, 26 Juni 2023 23:27)

    Erstaunlich wie Eure Nerven da so gut durchhalten, immer dieses zzzZzZZZ. ?
    Wahrscheinlich seid Ihr am Abend vom Strampeln so k.o....
    Oder lenkt Euch mit ??? Ab
    Ganz großes Lob!!!
    Statt radeln schwimme ich tapfer symbolisch jeden Tag für Euch!
    Hoffe es motiviert Euch,
    Habt Ihr denn auch schon Erfahrungen mit dem Imkerhut gemacht ?
    Wolfgang, Hans, Konrad Euch gutes Durchhalten!!! Ihr habts bald geschafft...