26. Tag, von Rautuskylä nach Inari, 127 KM

Heute absolvierten wir die längste Etappe unserer Tour: 127km. Auf den restlichen 450km wird es wohl keine längere Etappe geben. Und sie war auch etwas anstrengend: Nach den ersten Kilometern auf gutem Straßenbelag folgten 43 Kilometer auf Schotter und eher unbefestigter Wgstrecke einschließlich einiger Höhenmeter und "bremsenden" Begleitern, so 20 bis 30 Stück pro Radler, die uns bis zum Etappenende auch nicht mehr verließen. In unserer Vorstellung radelten wir die ganze Strecke inmitten eines Bienenschwarms.


Inzwischen sind wir ca. 40km vor dem Inari-See angekommen, dem drittgrößten See Finnlands. Den ganzen Tsg über sind wir Rentieren begegnet, teilweise großen Herden, die auf der Straße standen, diese aber bei unserer Annäherung frei machten. Schilder wiesen schon am Vortag darauf hin, dass wir uns in einem Rentierzuchtgebiet befinden.


Unsere Bleibe in der letzten Nacht, das Hostel, mussten wir fluchtartig verlassen,, zumindest ab dem Zeitpunkt, als wir die Außentür des Gebäudes durchschritten hatten. Überfallartiger Schnakenangriff, kaum Gegenwehr möglich, da man zum Befestigen der Gepäcktaschen beide Hände braucht. Es ist schon ein Wunder, dass Konrad noch ein Foto machen konnte.

Pause auf der Strasse, bzw. am Rand der Straße. Weiter Richtung Wald zu gehen würde nur die Anzahl interessierter Insekten deutlich erhöhen.


Spendenstand-Update

Inzwischen liegt der Spendenstand bei:

11.133,30 €

Großer Dank und großer Applaus allen Spendern. Und dieses sagenhafte Zwischenergebnis beflügelt uns noch mehr, für die gute Sache weiterzuradeln.


"Die gute Sache...", das ist das Stichwort, um dss im gestrigen Blog angeschnittene Thema "Wie passt Radeln und Spenden zusammen?" und "Welches könnten die Beweggründe sein,  Geld für ein Hilfsprojekt zu spenden" kurz weiterzuführen und den Blick noch auf einen anderen Aspekt zu lenken. Und zwar auf die Menschen, in unserem Falle Kinder in Haiti, die wir mit unserem Spendenprojekt unterstützen wollen.


Wie auf unserer Webseite bereits erwähnt, hätten wir dutzende andere Hilfsprojekte auswählen können. Viele stehen aus unserer Sicht gleichberechtigt in einer Reihe für Spendenwürdigkeit. Es gibt sehr viel Leid in dieser Welt, aber auch sehr viel Glück, Zufriedenheit und Wohlstand (man sieht diese Dinge oft nur nicht so gut oder merkt es, wieviel Geachenke fas Leben für einen selbst bereithält oder schon bereitgestellt hat).


Heute morgen erschien im Mannheimer Morgen ein Artikel zur gerade in Mannheim stattfindenden Bundesgartenschau. Diese Bundesgartenschau ist mehr als ein Blümchenfestival für Hobbygärtner mit einem Hang zu Gartenzwergen. Man muss nur hin und wieder genau hinschauen oder darauf hingewiesen werden, was der Mannheimer Morgen nun tat:


Die BUGA in Mannheim hat eine Seilbahn, die die beiden Ausstellungsflächen miteinander verbindet. Insgesamt 64 Gondeln hängen am Seil, beklebt mit bunten Bildern und Logos zur BUGA selbst oder Sponsoren etc. In diese 64 Gondeln hat sich ein Projekt mit Namen "Random Rich Gondolas" eingeschlichen. 2 Gondeln der 64 Gondeln fallen optisch aus dem Rahmen der übrigen Gondeln. Eine ist komplett goldfarben angestrichen, die andere ist als Wellblech-Hütte gestaltet und sieht sehr heruntergekommen aus (keine Sorge. Diese Gondel fährt in Mannheim genauso sicher wie die 63 anderen Gondeln). Beide Gondeln fahren direkt hintereinander. Nur der Zufall will es, in welche der Gondeln die wartenden Besucher einsteigen, in die goldene Gondel, die zudem mit tollen Sitzpolstern ausgestattet ist, oder in die Wellblechhütte, die einfachste Holzbänke bereit hält. In der goldenen Gondel steht (etwas verkürzt): Du sitzt zufällig in einer goldenen Gondel. Dieser Zufall bedeutet auch, daß es Dir gut geht, wenn Du dies liest. Teile Dein Glück und setz Dich für eine bessere Zukunft ein.


Bei der BUGA gibt's viel Denkwürdiges zu entdecken. Positiv Denkwürdiges und negativ Denkwürdiges.


Tank- und Rastanlage

Nach 43km Quälerei auf Schotter und Schlaglochpiste erreichten wir, direkt nach Beginn der asphaltierten Straße, eine Oase: eine Tank- und Rastanlage mit Namen "TIEVA-BARRI". Die war nebenbei ein Verkaufsraum für ein überschaubares Set an Oberbekleidung,  Handtaschen (auf einem Sofa drapiert) und Dekorationselementen für den heimischen Wohnraum, z.B. Bilder mit einem Lanfschaftsidyll oder röhrenden Rentieren (dem Pendant zu in deutschen Landen hinlänglich bekannten Bildern von röhrenden Hirschen). Kaffee konnte man auch "tanken", sowie vom Wirt selbst gebackene Süßteilchen. Für uns war's so was, wie eine leibhaftig gewordene Fata Morgana.


Mit uns betrat noch ein holländisches Ehepaar, beide 80 oder kurz davor (wie sie selbst sagten) den Gastraum. Wir wurden alle von einem super netten Wirt bedient. Wir nahmen 2 Kaffee und 1 heiße Schokolade und 2 lappländische ("läppische" passt nicht so gut) Berliner und eine lappländische Apfeltasche. Die Berliner (die heißen bestimmt anders) waren mit Blaubeer-Marmelade gefüllt.

Wir kamen mit den Holländern ins Gespräch und erzählten von unserem Spendenprojekt, vom Radeln und dessen Herausforderungen. Und verabschiedeten uns, die Holländer wollten noch eine historische Stätte Lapplands besichtigen.


Gut 2 Stunden später wurden wir von dem holländischen Paar und ihrem Auto überholt, die Frau winkte aus dem Seitenfenster. Sie hielten dann 500m vor uns an und warteten bis wir herangekommen waren. Dann öffneten sie den Kofferrsum und boten uns für unsere Fahrt Getränke an. Wir nahmen Wasser und waren dankbar, dass wir unsere Getränkeflaschen damit auffüllen konnten. Dann noch ein kurzes Gespräch und die Verabschiedung.


Wir dachten: die kleine Geschichte passt gut in den heutigen Blog.


Am Heutigen ZIEL

Nach 127km sind wir am heutigen Ziel angekommen, einem etwas abseits an einem See gelegenes Hotel. Konrad nimmt noch ein Bad im See, Hans und Wolfgang duschen derweil. Das Absatteln der Fahrräder verläuft unter ähnlichen Umständen, wie das Aufsatteln am Morgen vor unserer letzten Bleibe. Vielleicht nicht ganz so schlimm, man ist aber bemüht, die dafür aufgewendete Zeit so kurz wie möglich zu halten.

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Kommentare: 7
  • #1

    Ralf (Mittwoch, 28 Juni 2023 07:25)

    Hallo ihr Radler, es liest sich einfach klasse. Und so ein bisschen radelt man in Gedanken mit. Also viel Spaß und Freude auf den nächsten Kilometern.
    VG Ralf

  • #2

    Paul aus St.Leon-Rot (Mittwoch, 28 Juni 2023 10:45)

    Hallo ihr drei Mannheimer,
    viele Grüße vom Nordkap. Bin heute Nacht um 00.20Uhr über die Ziellinie gerollt. Die letzten 30km sind sehr hart, zudem ist es hier Abends und Nachts um die 4,5°C.
    Aber ein tolles Erlebnis hier anzukommen. Ich habe mich von euch inspirieren lassen und bin auch über Inari gefahren. Allerdings von Kolari aus. Die beste Entscheidung.
    Ich wünsche euch noch eine gute Fahrt. Genießt jeden Meter.
    LG Paul
    P.s. hier am Nordkap hat es keine Art von stechenden oder beißenden Tierchen :)

  • #3

    Netti (Mittwoch, 28 Juni 2023 11:09)

    Hei pyöräilijä kolmio,
    Es ist richtig spannend die Tagesberichte zu lesen und die schönen Bilder zu gucken. Die letzten Kilometer sind jetzt nur noch ein Klacks auch mit Insekten der größeren Art ��.

  • #4

    Karcher Barbara (Mittwoch, 28 Juni 2023 12:12)

    Hallo Ihr 3 nachdem Ihr ja gehört habt dass es am.Nordkap keine Tiere gibt die euch piesacken ist es bestimmt ein Anreiz in die Pedale zu treten. Das Ziel ist nah...
    LG Barbara

  • #5

    Hubi (Mittwoch, 28 Juni 2023 14:49)

    Das Basecamp liegt jetzt definitiv hinter Euch und der Count-down zum Ziel läuft.
    Mindblowing: 127km, Schotter, Bremsen/Schnaken, Regen, Steigungen, …Heuschrecken… nein, Unfug, keine Heuschrecken! Aber dagegen das Wolfgang’sche Understatement: “…sie (die Etappe) war auch
    e t w a s anstrengend…” O’bacha, wie der Schwabe da sagt!!

    Danke für die BUGA Info aus dem MaMo (oh, you acronyms!). Geniale Idee. In etwas abgewandelter Hinsicht hat sich mein soziologisches Hirn immer wieder gedanklich damit beschäftigt, wie leicht die zufällige Zugehörigkeit zu einem reichen Land oder Weltteil, zu einer überhöhten Assoziation mit der eigenen Fabelhaftigkeit führen kann und wohin das führen kann…..
    In jedem Fall scheint die Reise ins Grenzgebiet, einen interessanten Blick auf die menschliche Unterlegenheit gegenüber der Natur zu gewähren. Schon ein paar Millionen kleine, unbedeutende Wesen genügen…… Der südliche Teil der Reise muss Euch aus jetziger Sicht anmuten, wie ein Ausflug in den Luisenpark!

    Gratuliere zum wachsenden Spendenerfolg! Da spielen wir jetzt gleich für einen guten Tret-Rhythmus, einen neuen Ohrwurm und weil das Wort ‘Charity’ drin vorkommt: ‘Riding on my Bike’ (Madness).

    Daumendrückend, stets alles Nützliche wünschend und diesmal mit einem kräftigen Seitenapplaus an Paul aus St. Leon-Rot
    Hubi & Caroline

  • #6

    Nordkap 194 (Mittwoch, 28 Juni 2023 18:15)

    Lieber Paul, wir waren richtig erfreut, heute von Dir zu lesen. Gratulation und dreifacher Applaus für das Erreichen Deines Zieles. Es wird für Dich sicher eine lebenslange Erinnerung bleiben, diese Tour geplant, sich dann allein (!) auf den Weg gemacht und auch bis zum Ende durchgehalten und ausgehalten (wahrscheinlich auch die "netten", kleinen Tierchen) zu haben. Super, und habe eine gute und sichere Heimkehr, wie immer Du sie auch angehst. Danke, dass Du Dich mit einem Kommentar auf unserer Webseite gemeldet hast. Wir können Dir auch nur über diese Funktion gratulieren. Vielleicht liest Du ja noch weiterhin unseren Blog. Dir, auch für Deine Zukunft, alles Gute.
    Konrad, Hans Wolfgang - die 3 Mannheimer

  • #7

    Veronika Gm. (Mittwoch, 28 Juni 2023 21:37)

    Ihr habt Heute eine große Leistung
    Vollbracht und das noch mit ständigen Plaggeister und viele Kilometer Schotter. Der Lohn, ihr seid dem Ziel näher gerückt . In Gedanken sind wir bei euch. An die Gegend vor dem Tunnel kann ich mich noch gut erinnern sie ist erlebnisreich am See entlang. Guten Mutes, Glück und Freude zur Weiterreise. LG Vroni ��