27. Tag, von Inari nach Kielajoki, 95,8 Km

Der kleine blaue Punkt wandert kontinuierlich an den Rand der sichtbaren Welt (der Karte). Wir sind weitere rund 100 Kilometer unserem Etappenziel (dem Nordkap) näher gekommen. Es läuft gut, unsere Räder (an den Fahrrädern) drehen sich noch und die Restentfernung beginnt zu deutlich zu schmelzen. Schon lange sind die verbleibenden Kilometer nur noch dreistellig, jetzt steht seit 50 Kilometern bereits eine 3 als erste Zahl.

Und über den Tag gab es viele schöne Momente, die uns erfreut und aufmerksam gemacht haben, die ein Teil des Glücks sind, das wir auf unserer Tour erleben dürfen:

Paul (der Radler aus St Leon Roth, den wir hunderte Kilometer zurück getroffen hatten) hat sich per Kommentar (gestriger Blog) bei uns gemeldet, was uns sehr gefreut hat. Er hat sein Ziel, das Nordkap, erreicht. Wir freuen uns mit ihm und wünschen ihm eine gute und sichere Heimreise, wie immer er sie auch angeht.

Kurz nach der Foto-Aktion für den heutigen Fleu-Blog tauchte Stefan, der Radler aus Freiburg, "wie aus dem Nichts" bei uns auf. Wir hatten uns zum letzten Mal in Luleå voneinander verabschiedet. Das wiederholten wir gestern am Inari-See. Und es bleibt spannend, ob wir uns noch einmal über den Weg radeln (nachfolgende Bilder)

Weiteres Highlight: Wolfgangs defektes Fahrrad ist dank Hans und LD Logistik, Weinheim, gut in der Heimat angekommen.

Heute war es hochsommerlich warm, wie fast durchweg in den letzten 4 Wochen. Dass wir bislang so traumhafte Wetterbedingungen vorgefunden haben, konnten wir uns für eine Tour in den hohen Norden einfach nicht vorstellen.

Überrascht waren wir (Hans und Wolfgang), dass Inari am Inari-See keine richtige Stadt ist, obwohl sie "Hauptstadt" der Inari-Region ist. Es leben gerade mal gut 400 Menschen hier, ein paar mehr leben verstreut in der flächenmäßig sehr großen Region, (nachgelesen) 0,5 Einwohner pro km². Zum Vergleich: in Deutschland sind es 236 Menschen pro km². Dss merkt man deutlich, wenn man diese Rfgion durchquert. Es kommt über unendlich viele Kilometer einfach: Nichts. Außer Bäumen  Sträuchern, Bremsen und Schnaken...

So kurz vor dem Nordkap fällt auf: Es sind deutlich mehr Rad-Wanderer unterwegs, als wir das wähten unserer Tour in der ganzen Zeit zuvor erlebt haben. Mal abwarten, ob es auch hier noch die ein oder andere nette Begegnung gibt.

Für die Übernachtung haben wir uns ein airbnb-Zimmer genommen. Die Übernachtungsoptionen werden ebenfalls spärlicher, so dass man schon im Voraus suchen und buchen sollte. Ein Zimmer hat den Vorteil der überwiegenden Abwesenheit von Schnaken. Heute waren wir im 50m von unserem Zimmer entfernten Restaurant essen: Pasta mit einer Sauce aus Rentierfleisch.

Die zweite Hälfte unserer heutigen Tour war ein Kondition förderndes Intervalltraining. Gut 30km wellblechartige Straßenführung. Hügeliges Gelände mit heftigen Anstiegen und sofortiger Abfahrt und so fort, immer begleitet von einem Bremsenschwarm von 20-30 Bremsen um jeden von uns herum.

Unser vierter Fleu-Blog-Blumengruß. Heute leicht individualisiert.

Liebe Ehefrauen, liebe Familie in der Heimat

Seit dem letzten Fleu-Blog liegen erneut mehr Kilometer zwischen uns und Euch. Aber wir leben noch, uns geht es gut (wie wir ja auch anderweitig zu vermitteln versuchen), genauso wie den Blumen, die wir für Euch ausgesucht haben. Die muss man an der jetzigen Stelle unserer Reise so langsam suchen, aber wir haben welche gefunden, direkt am Rande des Inari-Sees hier in Finnland.

Wir leben noch, uns geht es gut. Und solange unsere Körper noch eine Reaktion zeigen... auf Schnakenstiche, arbeiten wir fest daran, bald wieder in der Heimat zu sein.

Viele Grüße aus Finnland, wo wir noch letzte Stunden verbringen. Dies ist kein "Letzter Gruß" aus Finnland 😅. Bis bald

Konrad, Hans, Wolfgang

Wie schon mehrfach erlebt, werden Schilder mit der Aufschrift "Café" besonders dann wahrgenommen, wenn Müdigkeit, Lustlosigkeit, Launigkeit als Indikatoren eines einsetzenden Kaffee-Entzugs interpretiert werden. Ob es tatsächlich einen Kausalzusammenhang gibt, sei mal dahingestellt. Die Begründung ist auf jeden Fall gesellschaftsfähig.

Heute deutete sich dieses konsensfähige Konstrukt schon zu Beginn einer Serie von Anstiegen an, so dass mit minimalster nonverbaler Abstimmung das rechtzeitig auftauchende Café am Wegesrand angesteuert wurde.

Die Café-Betreiber hatten 2 geräumige Jurten auf ihrem Gelände aufgestellt, in denen sie Kaffee, Getränke und kleine Speisen servierten. Möglicherweise gehörten sie dem indigenen Volk der Samen an, wie wir aufgrund der Einrichtung und Aufmachung interpretierten. Das Wirtsehepaar, die kein Englisch sprachen (nur ein jüngerer Mann, vermutlich ein Sohn der beiden, sprach Englisch) bedienten uns sehr nett: erstmal Wasser für jeden von uns, ausgeschenkt in einer Tasse, dann für jeden einen Becher Kaffee, zubereitet von einer Kaffeemaschine, die zuvor einen Teilservice verlangte - Wasser auffüllen und Trester entleeren. Dazu gab es dann, wie von uns bestellt, selbstgebackene Kaffeeteilchen (ein einem Hefezopf ähnliches Backwerk). Alles fand in ausgesprochener Ruhe und mit viel Beschaulichkeit (unsere Perspektive) statt. Super Rahmenbedingungen, um den Entzug zu bekämpfen. Die auf 9,00 Euro lautende Gesamtrechnung auf 10,00 Euro zu erhöhen, lehnten die Wirtsleute ab.

Ein wunderbares Erlebnis, dass uns mehr für die Weiterreise mitgibt, als nur eine reine Coffein-Kompensation.