30. Tag, von Lakselv nach Seljenes, 76,7 Km

Übermorgen wollen wir, übermorgen werden wir am Nordkap sein. Das ist zwar etwas später als in der Vorplanung, aber trotzdem noch in unserem selbstgesteckten Rahmen. Einen Tag hatten wir gleich am Anfang durch das defekte Rad verloren...


Das heutige Etappenziel war, obwohl die Strecke nicht sehr lang war, hart erkämpft. Ein Dauergebläse von vorn (laut Internet bis zu 45 km/h) hat für uns aus 75km gefühlt (in den Oberschenkeln) 150km gemacht. Und der Wind war frisch, eigentlich kalt. Deshalb waren wir auch eine ganze Zeit unterwegs.

Unterwegs trafen wir erneut auf Stefan und radelten ein paar Meter gemeinsam gegen den Wind. Wir "treffen" aber auch kurz vor dem Norkap vermehrt auf andere Nordkap-Fahrer, die ihr Ziel auf unterschiedliche Weise zu erreichen suchen oder bereits erreicht erreicht haben, also bereits auf der Rückfahrt sind. Darunter sind viele Motorradfahrer, viele Wohnmobilisten aus fast allen Ländern Europas, aber auch eine Gruppe aus München (nach dem Nummernschild), die mit 4 historischen Traktoren plus 2 Änhängern (wahrscheinlich für die Ersatzteile) sich die Strecke ertreckert haben.

Auch die Nordkapfahrer der Kategorie "erweiterte Kaffeefahrt" konnten wir antreffen. Wir mussten noch einige Lebensmittel einkaufen und suchten dazu einen an einer Tankstelle und gegenüber eines Campingplatzes gelegenen Laden auf (BUTIKK), mussten aber nach Betreten feststellen, dass es sich um einen "klassischen" Souvenirladen handelte, in dem eine ganze Gruppe älterer Nordkapfahrer z.B. kleine Plastik-Trolle oder Original-Walfischzähne o.ä. kauften. Wir vermuteten sogar den Verkauf von Anti-Rheuma-Rentierfellen in einem Hinterzimmer. Nun ja, wir hätten ja auch besser kombinieren können. Vor dem Laden parkte ein Bus aus Aschaffenburg. Wir nutzten die Gelegenheit, ein paar Karten unserer Radel-Spenden-Tour zu verteilen.


Im Laden 300m weiter fanden wir dann, was wir an Lebensmitteln benötigten.

Unser Etappenziel erreichten wir am späten Nachmittag, kurz vor einem leichten Regenschauer. Wir hatten ein kleines Häuschen gebucht, was am Berghang lag und nur über eine Wiese erreichbar war. Der Vermieter half uns beim Gepäcktransport, ein Schieben der beladenen Räder wäre kaum möglich gewesen.

Nun genießen wir die "sturmfreie Bude" und die Aussicht und die Natur und lesen noch einmal die Kommentare unter unserem gestrigen Blog. Die Kommentare sind die Entspannungsmassage für unsere Oberschenkel 🙂 und: wir grüßen auf diesem Wege herzlich unsere treue Blog-Leserin Uschi.

Wenn wir am Esstisch unseres Häuschen sitzend aus dem Fenster schauen...


Wir sind am Meer, schauen auf den Porsangerfjord und wissen: links um die Ecke ist das Nordkap fast schon in Sichtweite (noch ca. 120km Radelstrecke).


Und grasende Rentiere, die bis vor unsere Terrasse kommen, und hier frei herumlaufen können. Es sind aber keine wilden Rentiere, alle Rentiere hier im Norden haben einen Besitzer oder eine Besitzerin (wie uns der Vermieter aufklärte).


Kulinarik 2.0

Heute gab es ein festliches 3-Gang-Menü. Festlich insofern, weil wir beim Kredenzen der Speisen und bei deren Verzehr einen  uneingeschränkten Blick auf den Porsangerfjord und auf grasende Rentiere hatten. Wer hat das schon bei einem 3-Gänge-Menu.

 

Konrad hatte als Notration 2 Packungen dieser sich quasi selbst zubereitenden Mahlzeiten dabei und nachdem wir uns gegenseitig versichert hatten, dass wir auf unserer Tour mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr in Not geraten werden, durfte Konrad heute seine Packtaschen um dieses survival-pack erleichtern.

 

Kulinarik 2.0: Man hat einen lecker bedruckten Kunststoffbeutel, der sinnenbetörende Signale aussended und den Magensäurepegel schon beim Ansehen anhebt, öffnet diesen Beutel, der mehr oder weniger gefärbten Staub enthält, gießt heißes Wasser in diesen Beutel und wartet 5 Minuten. Das Gericht entfaltet sich in dieser Zeitspanne, sieht aber nur entfernt so aus, wie auf der Packung abgebildet.

 

Erster Gang: Kartoffel-Püree mit Gemüse und Rindfleisch-Würfelchen

Zweiter Gang (nicht abgebildet): der aufgewärmte Rest vom Vortag - Spagetti mit Gemüsesauce 

Dritter Gang: Hühnchencurry mit Reis und Ananas


Üüü

Wir haben uns zum Frühstück und für unsere Psusenbrote einen berühmten norwegischen Braunkäse gekauft. Der enthält neben Ziegenkäse auch karamelisierte Milch. Deswegen in der Geschmacksnote "leicht süßlich" und im Aussehen braun.

 

Gudbrandsdalsost, so heißt der Käse, der hier in jedem Käseregal zu finden ist und aus dem Gudbrandsdalen stammt, dem Gudbrandstal, welches im Süden an der Grenze zu Schweden liegt.

 

Von vielen Norwegern wird dieser landestypische Käse heute als eine Art nationales Symbol angesehen (sagt uns Wikipedia).

 

Okay, so'n Stück Käse als nationales Symbol zu bezeichnen ist schon außergewöhnlich. Wir sind beeindruckt und stellen uns vor, wie das aussieht, wenn wir z.B. unser nationales Symbol danebenbenstellen: Käseecke vor Brandenburger Tor...


Am PORSANGERFJORD ENTLANG

Ttt


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Kommentare: 12
  • #1

    Chrissi (Sonntag, 02 Juli 2023 07:52)

    ALLE ACHTUNG! Fast geschafft. Und wenn Ihr noch keine Pläne habt, wie wäre es mit zurück zu Fuß? (Ref. MM von gestern).
    Bitte Käse für meine Chefin mitbringen!
    Auf jetzt, für die letzten paar Meilen weiterhin alles Gute!

  • #2

    Herbert (Sonntag, 02 Juli 2023 07:57)

    die Welt scheint für euch noch im "Gleichgewicht" zu sein. In diesem Reiseblog wurde kein einziges Mal das Wort "Schnaken" oder "Bremsen" benutzt. Und wie ihr schreibt und visuell dokumentiert, wurden die biestigen Haustiere durch schöne, angenehme und ruhespendende Rentiere ersetzt :-). Auch wenn man den Blick der Kamera in die richtige Richtung lenkt, kann man den Fjord auch mit blauem Himmel und in tollen Farben ablichten. Also macht das beste daraus und ertrappt euch noch die letzten Kilometer bis zum Zielpunkt. Der Ankunftstag (Montag) scheint nach den einschlägigen Wetter Auguren der absolut schönste Tag mit angenehmen Temperaturen und ohne Wind zu werden. Was für glückliche Koinzidenz aller Unwägbarkeiten auf dieser Tour. Möge das Glück und die gute Stimmung euch auch auf den letzten - strapaziösen - Radlkilometer begleiten.

  • #3

    Rainer (Sonntag, 02 Juli 2023 08:24)

    Lieber Konrad und Radfreunde

    Kurz vor der Zielankunft am Nordkap morgen möchte ich Euch unseren ganz großen Respekt und vor allem besonderen Dank ausdrücken!

    Da ich ja selbst oft und gerne Radtouren mache, bin ich mit Freuden sowie dem Finger auf der Landkarte die ganze Zeit „mitgeradelt“ und habe die vielfältigen, sehr eloquenten und bebilderten Eindrücke aus dem (Radler)Leben sehr geschätzt, die nicht nur mein Frühstück jeden Morgen bereichert haben. Ein ganz herzliches Dankeschön für die täglich zuverlässigen Blogs, mit denen so Viele an Euren tollen Erfahrungen (im wahrsten Sinnen des Wortes) teilhaben durften!

    Genießt die letzten km (der Tunnel unter dem Meer dürfte ein besonderer "Genuss" werden) und das besondere Gefühl des Ankommens. Wir freuen uns schon auf die Bilder der Sektdusche …

    Da Euch sicher kein Privatjet abholen wird, bin ich gespannt, wie Ihr wieder zurück in die Heimat kommt. Diese Gedanken waren bisher ein Tabuthema im Blog, ist aber sicher in Eurer Planung bereits wohl überlegt. Nehmt Ihr dazu ein Stück auf der Hurtigrouten?

    Habt einen sonnigen Ankunftstag, eine gute Rückreise und genießt die letzten Tage hoch im Norden.
    Herzliche Grüße
    Rainer und Susanne

  • #4

    Gabi und Hans-Jürgen (Sonntag, 02 Juli 2023 08:45)

    Großes Kompliment !
    Und was lesen wir bitte ab Mittwoch, etwa wieder die Tageszeitung ? Es war so spannend euch begleiten zu dürfen. Vielen Dank !
    Wir gehen mal davon aus, dass es bald in einem Neckarauer Gemeindehaus einen Vortragsabend gibt.......jedenfalls freuen wir uns auf ein Wiedersehen !

  • #5

    Birgit, A. und E. (Sonntag, 02 Juli 2023 08:59)

    Wi fiebern ganz aufgeregt mit Euch den letzten Kilometern Eurem Ziel entgegen und wünschen Euch wohlgesonnenes Wetter, nochmal energiereiche Beinmuskulatur und weitere wunderbare Eindrücke.

  • #6

    Susanne Lohengrinstr (Sonntag, 02 Juli 2023 09:06)

    Ja, ich freue mich auch jeden Tag auf den Blog und bin gespannt, was Ihr uns Neues zu berichten habt und wie es Euch so ergangen ist. Mit dem Wetter habt Ihr ja im großen und ganzen Glück gehabt. Für heute wünschen wir Euch Rückenwind und genießt es! Ich bin der Fan des brunost, auf den im 1. Eintrag Bezug genommen wurde.

  • #7

    Martina aus Neckarau (Sonntag, 02 Juli 2023 09:30)

    Wenn Ihr diese Kommentare lest, habt Ihr nur noch eine "Traumetappe" vor euch. Die letzten Kilometer vor dem großen und hart erkämpften Ziel. Ich kann Euch sagen, dass ich schon heute richtig aufgeregt bin, da ich die ganze Zeit mit fiebere. Übrigens habe ich vor zwei Tagen eine "schrecklich" nette Norwegerin kennengelernt, die seit 25 Jahren in Mannheim lebt. Es gibt also nicht nur Deutsche in Norwegen......es geht auch umgekehrt.
    Alles Gute für Euch und ein wunderbares Ankommen sowohl dort als auch hier.

  • #8

    Karcher Barbara (Sonntag, 02 Juli 2023 09:46)

    ENDSPURT.....
    Nochmal richtig kräftig in die Pedale treten (am besten mit Rückenwind bei Sonnenschein) dem Ziel zu.
    Viel Glück auf eurem letzten kurzen Stück. Machts gut

  • #9

    Klaudia (Sonntag, 02 Juli 2023 12:23)

    Sehr lecker der Käse und die Norweger sind ganz stolz darauf!!
    Das Problem mit dem Rückflug wird Hans schon lösen. Da bin ich mir absolut sicher.
    Nun genießt die letzten paar Meter und die Ankunft am Zielpunkt Nordkap!!!

  • #10

    Hubi (Sonntag, 02 Juli 2023 14:37)

    Heute müssen wir Euch mal noch für etwas anderes als die beachtliche Leistung des Fernradelns würdigen: ich spreche von Eurem Sinn fürs Praktische:
    Es geht hier nämlich zum einen, um die geniale, pekuniären Nutzen erzeugende Idee, die Kaufkraft-Energie (aka Kaufwut) der Kaffeefahrer im Andenkenladen, ein wenig in die, mehr nützliche, Richtung Eures Spendenkontos zu schubsen. Also in etwa den Hamster im Hamsterrad auch ein wenig zur Stromerzeugung heranzuziehen :)
    Zum anderen geht es um die gut getimte Aufarbeitung der Notfallrationen aus Eurer Satteltaschenspeisekammer. Nicht nur wird diese Euer Reisegewicht auf den herausfordernden, letzten Kilometern verringern, sie zeugt auch von Eurem noblen Sinn dafür Ressourcen optimal zu nutzen, sowie Verschwendung und Abfall, wo möglich, zu vermeiden. An dieser Stelle muss ich Wolfgang natürlich auch an die 'Schüttelpackungen' unserer frühen Mannheimer Studientage erinnern :)

    Gleich ist's geschafft! Vorsicht vor den Wohnmobilen - die können weit gefährlicher sein als Eisbären!
    Hubi & Caroline

  • #11

    Franz (Sonntag, 02 Juli 2023 17:51)

    Viel Spaß beim Endspurt!!

    Eure Tour ist gerade interessanter als die in Frankreich �

    P.s.: Bitte mal den Spendenstand aktualisieren

  • #12

    Ruth Syren (Sonntag, 02 Juli 2023 20:56)

    Lieber Wolfgang, herzlichen Glückwunsch an dich und deine Freunde für diese sehr beeindruckende Leistung!! Lese täglich deine Berichte und freue mich mit euch, dass ihr sobald am Ziel sein werdet. LgRuth �